Tom wurde Ende der 50er Jahre in Oldenburg geboren. Nicht zu Hause oder in einem großen Krankenhaus sondern im Hebammen-Institut an der Uferstraße. Seine Mutter war davon überzeugt, dass man dort das nötige Fachwissen auf dem Gebiete der Geburtshilfe haben müsste. Warum, so hatte sich Tom Jahre später gefragt, war er nicht in einem Krankenhaus zur Welt gekommen. Bis heute hatte er allerdings seine Mutter nie danach gefragt. Warum auch, letztendlich war es völlig egal, wo man das Licht der Welt erblickte.
Die Erinnerung an die Kindheit setzte eigentlich erst ein, als seine Eltern nach Nordrhein-Westfalen, genauer in die Gegend von Bielefeld gezogen waren. Den Grund erfuhr er erst Jahre später. Nun bestand Toms kleine Welt im Alter von zwei Jahren aus einem kleinen Dorf namens Suttorf. Die nächst größere Stadt war Melle.
Toms Eltern hatten eine kleine Wohnung im Erdgeschoss eines Zweifamilienhaus bezogen, welches früher wohl einmal ein landwirtschaftliche Anwesen gewesen war. Die Vermieterin war nett, obwohl Tom später keine genaue Erinnerung mehr an sie hatte. Zumindest war ihm nichts Negatives in Erinnerung.
Vom Haus führte ein Schotterweg in einem kleinen Bogen zur Hauptstrasse. Diese Straße war geteert und wurde sehr oft von Sandlastern befahren, die aus der nahe gelegenen Sandkuhle Sand in die nächste Kreisstadt brachten. Tom beobachtete sehr oft vom Strassenrand aus die großen Lastkraftwagen, wie sie langsam die kleine Steigung herauf krochen. Und er konnte sich schon gut die Marken der Laster merken. Heute kam ein größer Büssing die Straße hoch. Der Fahrer, ein älterer freundlicher Mann um die 50 Jahre winkte Tom freundlich zu. Tom winkte zurück und wurde in eine feine Staubwolke gehüllt, die sich auf ihn und die Umgebung absenkte. Das war ihm egal. Er liebte die großen Lastkraftwagen.
Der nächste war ein Krupp Lastwagen. Er erkannte die Marke an den drei ineinander verbundenen Kreisen auf dem Kühler. Auch dieser Fahrer winkte ihm freundlich zu. Sie kannten den kleinen Tom, wie er Tag für Tag an der Zufahrt sass und staunend den großen Ungetümen hinterher sah. Genau in Toms Höhe zischte der Drucklufttank der Bremse. Aber Tom erschrak nicht. Er kannte diese Geräusche. Noch ein paar Minuten sass er so träumend am Straßenrand, als ihm einfiel, dass seine Mutter ihn sicherlich suchen würde. Er lief so schnell ihn seine kleinen Beine trugen nach Hause. Gerade noch rechtzeitig, denn seine Urgroßmutter stand schon an der Tür und suchte nach ihm….